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Irland: Warum ist das Rauchverbot so erfolgreich? - Teil 1

[26.07.2004/pk] Im ersten Teil der kleinen Serie über das Rauchverbot in Irland (siehe Artikel "Irland: vorbildlicher Jugend- und Gesundheitsschutz") kamen die offensichtlichen Aspekte des Rauchverbots am Arbeitsplatz zur Sprache, so wie sie sich dem Besucher präsentieren. Für diesen ist eine der wichtigsten und interessantesten Konsequenzen sicherlich die Rauchfreiheit der irischen Gastronomiebetriebe. Der erwähnte Artikel legt auch dar, wie das Rauchverbot offensichtlich erfolgreich umgesetzt wurde, und bereits das öffentliche Leben in Irland transformiert hat.

Dem aufmerksamen Leser stellt sich nun wahrscheinlich die Frage, wie das denn möglich sei? In Deutschland werden ständig Weltuntergangsszenarien herauf beschworen, die einem etwaigen Rauchverbot angeblich auf dem Fuße folgen würden. Der DEHOGA sieht bereits den totalen Niedergang der deutschen Gastronomie, sollte in seinen Mitgliedsbetrieben das Rauchen per Gesetz verboten werden. Wobei sich die Frage stellt, warum der DEHOGA den bereits anhaltenden Niedergang des Gastgewerbes nicht sieht, der auch ohne Rauchverbote (oder vielleicht doch gerade deswegen?) die Existenz vieler Wirte bedroht? Täglich werden Milchmädchenrechnungen präsentiert, nach denen der Staat ohne die Tabaksteuereinnahmen abgeblich bereits bankrott wäre, und das Rentensystem angeblich durch das vorzeitige Ableben von Rauchern entlastet würde. Deutschland kann angeblich ohne Verhätschelung der Raucher und der Tabakindustrie nicht überleben.

Und in Irland soll das Ganze nun nicht nur schon ausdiskutiert worden sein, sondern bereits erfolgreich in die Praxis umgesetzt?

Irland stand am Anfang natürlich vor den gleichen Problemen und Diskussionen wie Deutschland. Auch in Irland gibt es eine Tabaklobby, die den Markt für ihr mörderisches Produkt zu verteidigen versucht. Es gibt in Irland ebenfalls einen Gastronomenverband (VFI - Vintners Federation of Ireland), der schon gebetsmühlenhaft die Leier vom angeblichen Niedergang der Gastronomie durch Rauchverbote herunter leiert. Das meuternde Pub in Galway hat angeblich 100-prozentige Unterstützung ALLER Gastwirte in Galway, obwohl viele Wirte - besonders natürlich die nicht rauchenden, mit dem Rauchverbot äußerst glücklich sind. Auch in Irland wird ein schon zuvor beobachteter Rückgang beim Getränkeumsatz nun ganz alleine dem Rauchverbot in die Schuhe geschoben. Auf der grünen Insel gibt es ebenfalls Wirte, die jegliche notwendige Umbauten ihrer Räumlichkeiten anbieten, die einer Aufweichung des Jugendschutzes dienen könnten - nur Maßnahmen für einen verbesserten Schutz vor dem Zwangsmitrauchen sind leider prinzipiell undurchführbar, unfinanzierbar, schlicht und einfach unmöglich.

In Irland gehört der tiefe Griff in die Trickkiste zur Verunglimpfung von Nichtrauchern bei einigen hartgesottenen Nikotinsüchtigen ebenso zum Standardrepertoire zur Verteidigung der eigenen Sucht. Auch in Irland gibt es Raucher, die in Leserbriefen die angebliche Einschränkung der Menschenrechte durch ein Rauchverbot beklagen, über angebliche Intoleranz wettern, und die Kontrollen zur Einhaltung des Gesetzes als polizeistaatliche Methoden aufbauschen. Und es gibt in Irland immer noch Raucher, die (angeblich) noch nichts von den Rauchverboten in Kalifornien, New York usw. gehört haben, und sich gerne als die letzte verfolgte Minderheit in Europa, wenn nicht auf dem gesamten Globus betrachten.

Werter Leser, kommt Ihnen diese umfangreiche Auflistung nicht irgendwie bekannt vor? Ist das nicht exakt die gleiche Litanei, die auch in Deutschland herunter gebetet wird? Trotzdem hat Irland es geschafft, einen erfolgreichen Schritt zur Bekämpfung der Folgen der Nikotinsucht zu vollenden - wo in Deutschland noch darüber diskutiert wird, welche Bürger denn nun Gesundheitsrechte für sich in Anspruch nehmen dürften.

In Irland hat die Vernunft gesiegt, und mutige Menschen haben es nicht bei langen Reden belassen, sondern entschlossen gehandelt. Und besonders wichtig ist die in der irischen Gesetzgebung herangereifte Erkenntnis, dass die Abfassung eines Schutzgesetzes nicht das Ende aller Probleme der Zwangsberauchung darstellt, sondern nur die Basis und den Anfang für einen gesellschaftlichen Entwicklungsprozess bedeutet. Dieser Entwicklungsprozess (und damit auch die Entscheidung über dessen Erfolg oder Misserfolg) blieb in Irland nicht dem Zufall überlassen, sondern strategisch und systematisch geplant, umgesetzt und unterstützt. Nicht zuletzt sorgt auch ein effektives Krisenmanagement für die Lösung etwaiger Konflikte, aber auch die Überwachung und Durchsetzung des neuen Gesetzes.

Anmerkung:

Diese Ausführungen über die Verhältnisse in Irland sind nun teilweise recht ausführlich geraten. Trotzdem können sie nicht viel mehr bieten, als einen kleinen Einblick in die Voraussetzungen, die in Irland bei der Einführungen des Raucherbots vorlagen. Dennoch hat die Redaktion davon Abstand genommen, diesen Abschnitt zu kürzen und den Lesern nur einen kleinen Ausschnitt davon zu präsentieren.

Es erschien angemessen, dem Leser in aller Ausführlichkeit darzulegen, dass Irland kein Ausnahmefall ist. Es gibt in Irland keine besonderen Bedingungen, die ein Rauchverbot nur dort möglich machen. Irland ist zwar eine Insel, aber dennoch ebenso tief in der europäischen Kultur verwurzelt und letztendlich genauso dem EU-Recht unterworfen wie Deutschland.

Fazit: Es gibt keinen einzigen Grund, warum Deutschland dem Vorbild Irlands nicht folgen könnte!

In Kürze folgt der zweite Teil dieses Artikels, der konkret auf die einzelnen Maßnahmen zur Umsetzung und Durchsetzung des Rauchverbots in Irland eingeht.


Quellen und weitere Informationen:

Beschwerdeautomat
Aufforderung zur Ablehnung von Ehrungen und Preisen der Tabakindustrie
Raucher werden weder diskriminiert noch ausgeschlossen
Gesundheitsgefährdung durch Passivrauchen
Petition und Politikeranschreiben für Kinderschutz im Auto
Beschwerde über verqualmte Veranstaltungsstätten (Theater, Konzertsäle, Kinos, ...)
Beschwerde beim Deutschen Presserat über Berichterstattung
Feinstaub wird nicht nur von Kraftfahrzeugen produziert
Anfrage wegen Tabakwerbung in Zeitungen, Zeitschriften etc.
Anfrage wegen Sponsoring durch Tabakindustrie (Verbände und Parteien)
Bitte um Begleichung der Reinigungskosten für Garderobe
Irland
Deutschland Schlusslicht bei Tabakkontrolle
Irland intensiviert Kampf gegen Schmuggel
Wie dumm sind rauchende Jugendliche?
Irland: Jugendliche kommen viel zu leicht illegal an Tabakdrogen
Fünf Jahre gesetzlicher Nichtraucherschutz in Irland
Irische Kids qualmen weniger
Nordirland beschließt Rauchverbot
Jugendschutz
Smartphone-Apps für Tabakwerbung missbraucht
Verkauf von Zigaretten mit Aromakapsel in Deutschland illegal
Zusatzstoffe verstärken das Gesundheitsrisiko von Zigaretten
Ein klares Nein zu "Maybe"
Nichtraucherschutzgesetze verstoßen gegen UN-Kinderrechtskonvention
Dicke Mädchen sind häufiger nikotinabhängig
E-Zigaretten gesünder als Russisches Roulette?
Gastronomie
Familienfreundliche Festzelte und Brauchtumsveranstaltungen sind rauchfrei
Rauchfreie Gastronomie in Deutschland auf Erfolgskurs
Rauchverbot in der Öffentlichkeit fördert Rücksichtnahme im privaten Bereich
Seit 2011 keine Subventionen mehr für Tabakanbau in Europa
Bayern feiert einjähriges Nichtraucherschutzgesetz
Nichtraucherschutz in der deutschen Gastronomie
Bayerisches Gesundheitsschutzgesetz besteht erneute Bewährungsprobe
Aktuelles
Tabak-Lobbying tötet
Zigarettenverband setzt Marianne Tritz vor die Tür
Smartphone-Apps für Tabakwerbung missbraucht
Illegale Werbung: British American Tobacco verurteilt
Ethischer Kodex mit Biss
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Grünes Licht für Einheitsverpackung in Australien
Sponsoring des ZDF-Sommerfests durch Philip Morris