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Fotodokumentationen

Neue Ära in der Formel 1

Tabakwerbeverbot zeigt positive Lenkungswirkung

[05.08.2005/pk] Das Formel-1-Rennen am vergangenen Wochenende in Budapest war das letzte Rennen in Europa mit Werbung für Tabakdrogen. Denn seit dem 1. August ist in Europa Tabakwerbung und -sponsoring für sportliche Großveranstaltungen nicht mehr erlaubt. Davon profitiert nun auch der Rennsport, der damit den letzten Rest seines einstigen tabakdrogenlastigen Images ablegt.

Laut EU-Gesetz hat nicht nur die explizite Tabakwerbung ausgedient, sondern ausdrücklich "jede Form kommerzieller Kommunikation für Tabakprodukte". Somit werden auch die kreativen Trickser der Tabakwerbebranche in ihre Schranken verwiesen. Schleichwerbung mit suggestiven Logos, Formen und Schriftzügen wird dadurch unterbunden.

Eine Umstellung bedeutet die neue Regelung ohnehin nur für einige Teams. Denn etliche hatten sich bereits vor Jahren von den Tabakdrogenherstellern abgewandt, und werben nun für Computerproduzenten, Getränkefirmen oder Mobilfunkunternehmen. Den größten Einfluss auf die Formel 1 hatte die Tabakindustrie um die Jahrtausendwende; bis heute hat sich der finanzielle Druck von dieser Seite bereits halbiert.

Trotz der einschneidenden Veränderung in der Formel-1-Landschaft ergingen sich selbst die übrigen Teams, die bisher am Tropf der Tabakmultis hingen, nicht in das allgemeine Wehklagen, das die unkenden Tabaklobbyisten selbstverliebt vorhergesagt hatten. Das McLaren-Mercedes-Team feierte den Schritt in die rauchfreie Formel 1 mit einer Riesenparty. In Zukunft soll neben einer bekannten Whiskey-Marke (Johnny Walker) auch Werbung für Sony und die British Telecom ihre Boliden verzieren. Wobei allerdings äußerst fragwürdig ist, ob die Kombination von Automobilsport und Alkoholwerbung wirklich glücklich gewählt ist.

Der seit Jahren anhaltende Trend gegen Tabakdrogen wird durch das seit dem 1. August geltende EU-Gesetz spürbar positiv verstärkt. Das zeigt sich in der Formel 1 besonders gut am Beispiel der Altria Group, Mutterkonzern des Marlboro-Herstellers Philip Morris. Die Konzernleitung ist sich offensichtlich bewusst, welche enorme Werbewirkung mit der Formel 1 erzielt wird. Deshalb wird dort gar nicht an einen beleidigten Rückzug aus der Königsklasse gedacht, sondern die Werbeflächen mit Produkten aus der Lebensmittelsparte Kraft Jacobs Suchard belegt. Lebensmittel statt Tabakdrogen lautet die Devise der neuen Ära in der Formel 1.

Einen extra Pokal hätte sich die britische Regierung verdient. Denn sie hat nicht nur notgedrungen den Gesetzestextes der EU erfüllt, sondern eine schärfere Regelung erlassen. Für die britischen Teams gilt, dass auch bei Rennen außerhalb der EU keine Tabakwerbung mehr die Fahrzeuge verunstalten darf. Diese Regelung ist ein Vorbild für eine Umsetzung im Sinne der Idee, die hinter diesem europäischen Gesetz steht. Ganz im Gegensatz zur geradezu peinlichen Vorstellung der deutschen Verantwortlichen, egal ob im Bundestag oder im Bundesrat, die nicht einmal das Allernötigste dieser Richtlinie fristgemäß umsetzen konnten oder wollten.

Der Trend gegen Werbung für Tabakdrogen ist nicht nur auf Europa beschränkt, sondern weltweit zu beobachten. Denn in vielen außereuropäischen Staaten ist Tabakwerbung ebenfalls stark beschränkt oder völlig verboten. Diesem Trend können sich auch die deutschen Bremser, die offensichtlich einseitig die Interessen der Tabaklobby vertreten, nicht mehr auf Dauer entziehen. Zur Umsetzung des Tabakwerbeverbotes in Deutschland äußerte Michael Wisser, Sprecher des Bundesrates: "Ich denke, wir werden Ende des Jahres so weit sein".


Quellen und weitere Informationen:

Beschwerdeautomat
Anfrage wegen Sponsoring durch die Tabakindustrie (Hochschulen und Forschungseinrichtungen)
Peinliche Werbung mit Philip-Morris-Forschungspreis bitte entfernen
Philip-Morris-Forschungspreis existiert nicht mehr
Aufforderung zur Ablehnung von Ehrungen und Preisen der Tabakindustrie
Anfrage wegen Tabakwerbung in Zeitungen, Zeitschriften etc.
Anfrage wegen Sponsoring durch Tabakindustrie (Verbände und Parteien)
Tabakwerbung
Smartphone-Apps für Tabakwerbung missbraucht
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