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Die Gastronomie ist ein verantwortungsvolles Gewerbe...

[16.03.2005/cc] Der Gastronomie geht es schlecht. Wieder einmal beklagt DEHOGA-Geschäftsführer und Jurist (!) Markus Fricke die Talfahrt des Gewerbes. Laut einer aktuellen Studie verzeichneten Gastronomen 2004 ein Minus von fast 3 Prozent, andere Studien berichten von noch höheren Umsatzeinbußen. Als Gründe werden die Sparsamkeit der Gäste und zu hohe Kosten angegeben. Auch für das Jahr 2005 wird keine Verbesserung erwartet. Dass die „dicke Luft“ in den Restaurants bzw. die Rauchschwaden vom Nebentisch viele Leute davon abhalten, Essen zu gehen, wird weiter ignoriert.

Damit nicht genug. Es schwebt noch das „Damoklesschwert Rauchverbot“ über den Köpfen der Gastronomen“. Herr Fricke sieht ganz richtig, dass die Umsetzung der Vereinbarung mit Frau Caspers-Merk äußerst fragwürdig ist. Die Verantwortung liegt ganz bei den Wirten, Kontrollen sind nicht geregelt. Scheitert die freiwillige Vereinbarung, wird die Bundesregierung doch ein Gesetz erlassen. Fricke: „Geht’s in die Hose, wird per Gesetz gar nicht mehr geraucht“. Um das zu verhindern empfiehlt Fricke den Gastronomen „bereits am Eingang rauchfreie Plätze kenntlich zu machen, Luftreinigungsanlagen zu installieren und gegebenenfalls ein befristetes Rauchverbot während der Essenszeiten einzuführen“. Alles Makulatur und keine wirkliche Lösung.

Fricke reiht sich ein in die Reihe seiner DEHOGA-Kollegen und erzählt die Mär von den „erheblichen“ Umsatzeinbußen in anderen Ländern. Dass er England und Irland verwechselt ist das Eine. Über Italien dürften aufgrund der Kürze - es sind nicht mal 3 Monate seit Einführung des Rauchverbots – noch gar keine seriösen Zahlen vorliegen.

Fricke hat noch ein Problem: die Novellierung des Gaststättengesetzes und damit mehr Konkurrenz. Das Gesetz sieht vor, dass dann z.B. Bäcker oder Metzger konzessionsfrei Speisen und Getränke an sitzende Gäste verkaufen dürften, ohne dass bisher geltende Auflagen wie Toiletten erfüllt werden müssten. Für den Betrieb von Imbissbuden oder sogar Hotels würde in Zukunft dann eine einfache Gewerbeanmeldung ausreichen, wo bisher ein Meistertitel für die Selbstständigkeit erforderlich war.

Das ärgert Herrn Fricke besonders, denn „insbesondere die Gastronomie sei ein verantwortungsvolles Gewerbe, denn es werde mit Nahrung hantiert. Jeder würde auf die Gäste losgelassen werden, lamentiert Fricke, Zeche zahlt der Gast“.

Ein wirklich verantwortungsvolles Gewerbe, das Rauchen überall erlaubt, wo Speisen gelagert (Salatbuffets, Kuchentheken etc.) und verzehrt werden und das seine Mitarbeiter vergiften lässt, weil es die „Natur des Betriebs erfordert“. Die Gastronomie ist schon eine „saubere„ Branche…


Quellen und weitere Informationen:

Beschwerdeautomat
Beschwerde über Verstoß gegen Gleichstellung behinderter Menschen
Petition zum Schutz der Beschäftigten in der Gastronomie vor Zwangsmitrauchen
Abschiedsbrief an Restaurant wegen Rauchbelastung
Anfrage nach rauchfreien Restaurants
Gastronomie
Familienfreundliche Festzelte und Brauchtumsveranstaltungen sind rauchfrei
Rauchfreie Gastronomie in Deutschland auf Erfolgskurs
Rauchverbot in der Öffentlichkeit fördert Rücksichtnahme im privaten Bereich
Seit 2011 keine Subventionen mehr für Tabakanbau in Europa
Bayern feiert einjähriges Nichtraucherschutzgesetz
Nichtraucherschutz in der deutschen Gastronomie
Bayerisches Gesundheitsschutzgesetz besteht erneute Bewährungsprobe
Nichtraucherschutz in Nordrhein-Westfalen: Gesetzeslücken und Vollzugsprobleme
Halbherziges Rauchverbot in Spanien gescheitert
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